Förderung und Integration
Zwischen Schonraum und Inklusion
Die Debatten und Forderungen der Befürworter und Gegner der Förderschule sind breit und vielschichtig: Für die einen bedeutet die Förderschule einen geschützten Raum, der für die anderen zu einem Raum der Ausgrenzung wird.
Sinn und Zweck der Förderschule ist, dass Kindern mit speziellem Förderbedarf dort adäquat begegnet wird. Sie sollen in ihrer Entwicklung positiv unterstützt, beeinflusst und gefördert werden. Vielfach sieht der Schulalltag allerdings anders aus: Die Förderschule wird zu einem Sammelbecken all derer, die durch die Raster der Regelschule fallen. In der Förderschule lernen Kindern mit Lernstörungen, Entwicklungsverzögerungen, mit körperlicher (Hör- und Sehfehler beispielsweise) und / oder geistiger Behinderung zusammen.
In einem Rahmen mit derartig verschiedenen Ansprüchen und Anforderungen können die Lehrer selten auf sämtliche Bedürfnisse eingehen, wie die Kritiker bemängeln. Dies liegt nicht unbedingt an den Fähigkeiten des Lehrpersonals, sondern vielmehr an den strukturellen Gegebenheiten der Förderschule. Nur ein Drittel der Sonderschüler sei wirklich behindert, rund sechzig Prozent der Schüler werden als Lernbehinderte oder Verhaltensauffällige eingestuft, die im Regelschulsystem auffällig geworden sind.
Spezielle Förderung im Schonraum der Förderschule
Die Befürworter der Förderschule, viele Pädagogen und Politiker, kommen zu der Ansicht, dass Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf den besonderen „Schonraum“ der Förderschule brauchen. Die Kinder sollen vor Konkurrenz- und Leistungsdruck, vor Versagensangst und möglichen Misserfolgen an regulären Schulen geschützt und bewahrt werden. Die Förderschule will sie in der Entwicklung eines positiven allgemeinen und leistungsbezogenen Selbstkonzeptes unterstützen.
Von Integration zu Inklusion
Das inklusive Konzept bedeutet, dass die Strukturen und die Didaktik von vornherein auf die Unterschiedlichkeit der Schüler und individuelles Fördern und Fordern ausgerichtet sind und dass Kinder mit einer Behinderung von Anfang an dazu gehören. Integration entfällt damit, weil Integration immer bedeutet, dass etwas ‚Fremdes‘ eingebunden werden soll.
In inklusiven Schulen und im größeren Rahmen in inklusiven Gesellschaften müssen sich Behinderte nicht integrieren und / oder anpassen, sondern sind von Anfang an ebenbürtige Mitglieder. Damit das an Schulen funktionieren kann, wird mehr sonderpädagogische Kompetenz und geschultes Personal gebraucht, um den Ansprüchen und Bedürfnissen behinderter Schüler gerecht zu werden. Sonderpädagogen müssen zusätzlich zu den Fachlehrern eingesetzt werden, da eine differenzierte Vorbereitung in den Klassen nötig wird.
Beispiel gelungener Inklusion
Ein Beispiel soll verdeutlichen, wie inklusiver Unterricht gelingen kann. Lehrer können mit unterschiedlichen Leveln in einer Klasse arbeiten. Zunächst können geistig Behinderte etwas anderes als die anderen machen. In anderen Situationen können sie zusammen arbeiten. Der Lehrer erzählt ein Märchen: So hören die einen das Märchen, die anderen schreiben es auf und die dritten denken über die Literaturgattung nach – und jeder lernt nach seinen Fähigkeiten.