Chancen der Gesamtschule
Gemeinsam Lernen – voneinander profitieren
Keine Differenzen – weder nach Leistung noch nach sozialer Herkunft – so der Traum von einer Schule für alle. Doch ist das Modell zukunftsfähig und realistisch? Befürworter und Gegner streiten seit Jahrzehnten darüber.
In einer Schule für alle sollen alle Schüler zusammen unterrichtet werden. Keine Auslese, keine Trennung oder Unterteilung soll das gemeinsame Miteinander- und Voneinander-Lernen stören. So die ursprüngliche Idee einer Schule für alle, der Gesamtschule. Doch schon mit der offiziellen Anerkennung der Gesamtschule im Jahr 1984 wurde dieser Anspruch entkräftet, indem beschlossen wurde, dass in bestimmten Fächern die Gesamtschüler entsprechend ihrem jeweiligen Leistungsniveau unterrichtet werden: so beispielsweise in Mathematik, Deutsch und erster Fremdsprache.
Längeres gemeinsames Lernen
Für Gesamtschulen gilt, dass von längerem gemeinsamen Lernen vor allem die vermeintlich schwächeren Schüler profitieren und so zu besseren Abschlüssen gelangen, besonders im Vergleich mit den erzielten Ergebnissen an Hauptschulen. Dies ist in sofern schlüssig, als dass die größere Heterogenität der Gesamtschüler vor allem auf die Leistungsschwächeren fördernd wirkt.
Vorteil: Gesamtschule
Gesamtschulen schreiben sich gerne auf ihre Fahnen, dass sie die pädagogischste aller Schulformen seien. Dort wo sich Schüler- und Lehrerschaft besonders gut mit ihrer Schule identifizieren mag das stimmen. Wenn die Lehrer eigene Projekte entwickeln, Wochen- und Freiarbeit einplanen und in der gymnasialen Oberstufe fächerübergreifendes Arbeiten anbieten, so kann die Idee der Gesamtschule aufgehen: Die Schüler lernen von- und miteinander. Leistungen und Herkunft spielen keine Rolle mehr; das Gelingen des Unterrichts steht im Vordergrund. Dies wiederum hängt auch stark mit der Qualität der Lehrer als Didaktiker zusammen, die an guten Schulen hoch ist.
Gesamtschulen werden gebraucht
Einige der ostdeutschen Bundesländer, wie Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, haben nach der Wiedervereinigung keine Hauptschulen in ihr Schulsystem integriert. So besuchen in Brandenburg über 50 Prozent aller Schüler eine Gesamtschule, eine woanders eine Hauptschule besuchen würden. So sehen sich Gesamtschulen nicht als weitere Schulform neben Hauptschule, Realschule und Gymnasium. Insgesamt sehen sie sich in ihrem Konzept, ihrem Selbstverständnis und ihrer Wirklichkeit als Alternative zum dreigliedrigen Schulsystem.